Rowohlt 2023, 480 S., € 26,-
G.W. Pabst, neben Lang, Murnau und Lubitsch einer der ganz großen Regisseure der Weimarer Republik, Entdecker von Greta Garbo, ging nach der Machtergreifung der Nazis in die USA, es gelang ihm aber nicht, in Hollywood Fuß zu fassen. Hier setzt Kehlmann ein, der das Leben Pabsts von diesem Moment an bis 1945 in einen packenden Roman verwandelt hat.
Pabst ging zurück nach Europa, nach Frankreich. Während eines Besuchs in Österreich bei seiner schwerkranken Mutter wird er vom Kriegsausbruch überrascht und kann das Land nicht mehr verlassen. Ihm, der aufgrund seiner sozialkritischen Filme der „rote Pabst“ genannt wurde, wird nun zu verstehen gegeben, dass er Filme zu drehen hat, eine Ablehnung hätte schwerwiegende Folgen für ihn und seine Familie. Der Regisseur fügt sich – in Kehlmanns Interpretation – nur widerwillig, doch wird er nach dem Krieg der Verstrickung beschuldigt, seine große Zeit ist definitiv vorbei.
Wie ist Kunst möglich unter einem totalitären Regime? Wie kann man integer bleiben, wenn der eigene Mut nicht zum Widerstand reicht? Ist korrumpierte Kunst noch Kunst? Zeitlose Fragen, die leider aktueller nicht sein könnten. (Syme Sigmund) Leseprobe