Ann Petry: Miss Muriel

Aus dem Amerikanischen von Pieke Biermann, Nagel & Kimche 2024, 352 Seiten, 24 Euro

Ann Petrys wirklich beeindruckendes Buch beginnt mit drei langen Erzählungen aus dem Kosmos einer Schwarzen amerikanischen Apothekerfamilie, die als einzige Schwarze in einer von Weißen bewohnten Kleinstadt lebt und aus Selbstschutz klare Grenzen ziehen muss. So registriert die zwölfjährige Protagonistin der ersten Story sehr genau, wie heikel die Trennlinie zwischen dem Dienst an der Kundschaft und dem Schutz der familiären Privatsphäre ist, die jederzeit durch rassistische Übergriffe gefährdet ist. Während die Apothekerfamilie ihren Drugstore als Bollwerk einzusetzen versucht, hat der Rassismus außerhalb, an anderen Orten und in anderen Konstellationen wie ein Gift die nordamerikanische Gesellschaft zersetzt. Punktgenau und in einer glasklaren Sprache erzählt Petry, wie sehr unterschiedliche Menschen davon betroffen sind und wie sie sich dagegen wehren. Das macht wütend und berührt zutiefst. Schon 1971 erschienen, sind die Erzählungen nun nach über einem halben Jahrhundert endlich auf Deutsch erschienen. Von Pieke Biermann blendend übersetzt, sind sie brennend aktuell. (Stefanie Hetze)

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