Christine Wunnicke: Wachs

Berenberg, 2025, 176 Seiten, 24 Euro

Was für ein grandioser Einstieg: eine kleine verhüllte Gestalt verschafft sich im Dunkeln Eintritt in die Kaserne der Schwarzen Musketiere. Ständig betend, zaghaft und gleichzeitig klar entschlossen arbeitet sie sich vor, bis sie einem Offizier ihr Begehren vortragen kann. Sie, die sich als Tochter einer Apothekerfamilie vorstellt, möchte eine Leiche kaufen!
Mit dieser filmreifen Szene eröffnet Christine Wunnicke ihren rasanten biografischen Roman über das Leben und die Liebe zweier französischer Doppelbegabungen aus dem 18. Jahrhundert, der Anatomin und Wachsbildnerin Marie Biheron und ihrer Freundin, der Künstlerin und Botanikerin Madeleine Basseporte. Beide wirkten bahnbrechend in ihren Metiers, Madeleine wurde im Jardin du Roi als Pflanzenmalerin festangestellt, Maries naturgetreue anatomische Wachsmodelle reüssierten in den Welten der Wissenschaften und König*innen kauften beider Werke. Beide waren äußerst eigensinnig und eigenständig, ineinander verliebt und dies in den vor- und revolutionären Wirren. Hinreißend, wie die Autorin mit diesen Komponenten spielt und leichtfüßig, in knappen schnellen Sätzen, mit skurrilen Details, voll der Erotik, mit pointiert gesetzten altertümlichen Begriffen, einen sprühenden queeren Roman geschaffen hat. (Stefanie Hetze)

Das Buch bestelle ich bei Dante!