Viktor Schklowski: Zoo

Briefe nicht über Liebe, oder die dritte Heloise. Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja, Guggolz Verlag 2022, 189 S., € 22,-

In den Jahren 1922/23 lebte Viktor Schklowski, der Begründer des russischen Formalismus, im Exil in Berlin in einer aus bis zu 300.000 Emigranten bestehenden russischen Berliner Parallelgesellschaft. Unglücklich verliebt in Elsa Triolet – der späteren Frau von Louis Aragon – verfasste er in wenigen Wochen den experimentellen Briefroman „Zoo“, der nun dank der akkuraten, sprachvirtuosen Übersetzung von Olga Radetzkaja hundert Jahre nach Entstehung erstmals in der Urfassung auf Deutsch zu lesen ist.
Der Autor schreibt an eine Frau, die er liebt, die ihm aber verbietet, über Liebe zu sprechen. Und so sinniert er über alles Mögliche, schweift oft assoziativ durch die unterschiedlichsten Themen, erzählt vom Emigrantendasein, vom Wetter oder von neuen Automodellen, klagt über die Einsamkeit, das deutsche Essen und die deutsche Mode, theorisiert über verschiedenste Fragen der zeitgenössischen Kunst und Literatur – erhellend und unbedingt zu lesen sind hier die Anmerkungen – und das alles mal elegisch und mal satirisch, oft komisch und paradox.  Eine überraschende, lohnende Lektüre. (Syme Sigmund) Leseprobe

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