Frank Jacobs: Seltsame Karten

Ein Atlas der Kuriositäten, Liebeskind 2012, 125
S.

(Stand März 2021)

jacobs-seltsame-karten_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergKalifornien ist eine Insel. Wie bitte? Jawohl, zumindest ist dies einer der skurrilen, kartographischen Irrtümer der Geschichte, die in der großformatigen Schönst-Ausgabe “Seltsame Karten” versammelt worden sind. Darüberhinaus schüttelt man den Kopf über wüste Propaganda, verklärt Literarisches und immer wieder wunderbar kunstvoll Gezeichnetes einmal rund um den Globus. Dazu gesellen sich Frank Jacobs kenntnisreiche Erläuterungen, die aufschlussreich vor Augen führen, wie viel mehr da doch gezeigt und bezeugt wird, als auf den ersten Blick zu erkennen ist.

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Franz Hessel: Pariser Romanze

Papiere eines Verschollenen. Lilienfeld Verlag 2012, 134 S., € 18,90

(Stand März 2021)

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Ein junger Mann schreibt Briefe an einen Freund, erinnert sich an ihr gemeinsames Leben in Paris und berichtet ihm von seiner Liebe zu einem jungen Mädchen. Doch es ist das Jahr 1915, der junge Mann ist Deutscher, schreibt von der Front und sein Freund Franzose. Voller Sehnsucht nach dem Treiben in den Straßen, den internationalen Künstler- und Literatenkreisen und den bis früh morgens von der Boheme bevölkerten Cafés ist sich der Erzähler schmerzvoll bewusst, dass das Unheil des Krieges all dem ein Ende gesetzt hat. Sein Paris, das er farbenreich und doch zart beschreibt, gibt es nicht mehr. So ist dieses schmale, vom Lilienfeld-Verlag wunderschön gestaltete Werk auch ein Anti-Kriegsroman der leisen Art.

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Deutschland verstehen

Ein Lese-, Lern- und Anschaubuch von Ralf Grauel und Jan Schwochow, Gestalten Verlag 2012, € 29,90

(Stand März 2021)

deutschland-verstehen_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergEin 240 Seiten umfassendes Wimmelbuch für Erwachsene über Deutschland und alles was Deutsche machen, haben und sind. Was Sie noch nie darüber wissen wollten, was man eigentlich kennen sollte, aber wofür Sie sich in aller Detailliertheit noch nie interessiert haben, hier wird es derart anschaulich, kurios und unterhaltsam präsentiert, dass Sie dieses Bilderbuch immer wieder gerne zur Hand nehmen werden. Ein statistischer Hochgenuss!

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Valeska Gert: Die Bettlerbar von New York

L.S.D. 2012

(Stand März 2021)

gert-die-bettlerbar-von-new-york_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzberg1941 eröffnete die exzentrische Avantgarde-künstlerin Valeska Gert, die im Berlin der 20er und 30er Jahre mit ihren schonungslosen Tanzstücken Furore gemacht hatte,  aus dem  Nichts heraus  im New Yorker Greenwich Village ein Kabarett. Wie sie als Emigrantin „The Beggar Bar“ trotz massiver Behinderungen zu einem Treffpunkt der Bohème macht, ist ungemein unterhaltsam zu lesen. Ihre  grandiosen  Erinnerungen  sind nach über 50 Jahren endlich wieder erhältlich.

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Guy de Maupassant: Auf See

Aus dem Französischen von Cornelia Hasting. Mit einem Nachwort von Julian Barnes, Mare 2012, Leinenausgabe mit Schuber,208 S., € 26,-, TB Unionsverlag Februar 2022, € 14,-

(Stand Februar 2022)

de-maupassant-auf-see_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergDer Titel „Auf See“  trifft absolut den Charakter dieses Buchs, das sich nicht einordnen lässt und wie die Dünung sich schaukelnd zwischen  dem Tagebuch einer Segelreise vor der  französischen Mittelmeerküste und den Reflexionen eines misanthropischen Individualisten hin und her bewegt und die Leser  mitnimmt in einen Wechsel von Glück und Schönheit, von Sturm und Einsamkeit. Es ist ein  einmalig schön gemachtes Buch, das einem Freude bereitet, es anzufassen, es aufzuschlagen und sich darauf einzulassen. (Stefanie Hetze)

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Martha Gellhorn: Das Gesicht des Krieges

Aus dem Englischen von Hans-Ulrich Möhring, Dörlemann  2012, 567 S., € 25,-

(Stand März 2021)

GellhornGesicht-US-1.inddReportagen von den Kriegsschauplätzen des 20. Jahrhunderts – vom Spanischen Bürgerkrieg über den Zweiten Weltkrieg bis zu den Kriegen in Vietnam und Nicaragua. Immer in nächster Nähe des Geschehens richtet Gellhorn ihr Augenmerk vor allem auf die Unmenschlichkeit des Krieges und die Leiden der Zivilbevölkerung und hält ihre radikal subjektiven, doch auf besten Informationen fußenden Eindrücke in einer nüchternen, mit klugem Witz getränkten, gut lesbaren Sprache fest.

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A.L. Kennedy: Das blaue Buch

Aus dem Englischen von Ingo Herzke, Hanser 2012,  TB dtv 2014

(Stand März 2021)

kennedy-das-blaue-buch-danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergEin Kreuzfahrtschiff, ein Mann und eine Frau auf Verlobungsreise, ironisch-distanzierte Beobachtungen über die Mitreisenden und Kreuzfahrten im Allgemeinen… Doch was zunächst so einfach scheint ist es ganz und gar nicht. Elisabeth und Derek sind nur auf den ersten Blick ein glückliches Paar und der seltsame Fremde ist vielleicht doch gar nicht so fremd – zumindest nicht für Elisabeth. Kennedy spielt geschickt mit der Wirklichkeit, lenkt den Leser auf falsche Fährten, enthüllt durch Rückblicke eine Liebe, die die Liebenden verstört und von der sie doch nicht lassen können und das mit einer sprachlichen Eleganz, die durch ihre unerwarteten Bilder überrascht und begeistert. (Syme Sigmund)

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Jenny Erpenbeck: Aller Tage Abend

(Knaus 2012), 288 S., TB Penguin, € 10,-

(Stand März 2021)

Aller Tage Abend von Jenny Erpenbeck

Fünf Lebensentwürfe für eine Person. Fünf mögliche Tode – und Leben – und die Einsicht, wie viel vom kleinen Zufall abhängt, von der Sekunde früher oder später, einem Schritt zu viel. Vom möglichen Tod als Säugling, über den Selbstmord aus Liebeskummer, das Umkommen im Gulag und den Sturz auf der Treppe im Rentenalter – Jenny Erpenbeck führt uns in kunstvoll wechselndem Schreibstil und -rhythmus mit ihrer 1902 als Kind einer jüdisch-galizischen Mutter und eines katholischen Vaters geborenen Protagonistin durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts, immer wieder ansetzend mit “was wäre wenn (oder wenn nicht)”. Aus dem von Pogromen bedrohten jüdischen Ghetto Galiziens über das hungernde Wien von 1919/20 sowie das stalinistische Russland der Schauprozesse und Massenverhaftungen von 1938 bis ins Ostberlin vor und nach der Wende spannt sich der Bogen. Und gerne folgt man der Autorin und ihrer eleganten, bedacht gesetzten schönen Sprache auf dieser Reise und durch ihr gelungen umgesetztes Gedankenspiel. (Syme Sigmund)

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Kiran Nagarkar: Die Statisten

Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini, A1 Verlag 2012

(Stand März 2021)

a1_titel_statisten_end.qxd:a1_titel_kiranDieser herrliche Roman liest sich wie eine bombastisch bunte Bollywood-Komödie. In den „Hauptrollen“ Ravan und Eddie, zwei reichlich naive, aber sehr talentierte junge Musiker, die denselben Traum haben, Schauspieler zu werden. Sie jagen dem Erfolg hinterher, doch der ist immer schneller. Selbst Statist zu werden stellt sich als Herausforderung heraus. Das  Leben schlägt ihnen in immer  tragikomischeren Wendungen stets ein Schnippchen. Und als Leser folgt man den beiden Helden dabei mitfiebernd in jeden Fettnapf, in jede Katastrophe und rappelt sich stolpernd mit ihnen wieder heraus – ein großer Lesespaß mitten aus dem Herzen von Bombay. (Jana Kühn)

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Teju Cole: Open City

Aus dem amerikanischen Englisch von Christine Richter-Nilsson, (Suhrkamp 2012), 333 S., TB Suhrkamp 2013, € 10,99 und Ullstein 2024, € 13,99

(Stand Februar 2024)

cole-open-city_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergManhattan, einige Jahre nach 9/11. Julius, ein gebildeter junger Psychiater nigerianisch-deutscher Herkunft, läuft in jeder freien Minute durch die pulsierenden Straßen New Yorks. Er lässt sich kreuz und quer treiben, beobachtet, betrachtet, kommt an allen möglichen Orten mit den unterschiedlichsten Bewohnern der Metropole in Kontakt, debattiert und philosophiert mit ihnen. Ihre Geschichten und Wahrnehmung verzahnt er mit seinen eigenen Erfahrungen als schwarzer Einwanderer in den USA, mit seiner Kindheit in Nigeria, seinen Lektüren, seiner Vorliebe für klassische Musik.
Mit jeder neuen Begegnung schält Teju Cole, Kunsthistoriker und Straßenfotograf, wie in einem Palimpsest eine weitere Facette aus den vielen Schichten New Yorker Realitäten heraus und stößt dabei auf die drängenden Fragen unserer Gegenwart. Das ist ungemein anregend erzählt in der besten Tradition kosmopolitischer Flaneure. (Stefanie Hetze)

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