Hanser Berlin 2018, 176 S., € 18,-, Insel TB € 10,-
(Stand April 2021)
Die Sommerferien verbrachte Thomas de Padova immer in Mattinata, Apulien, dem Herkunftsort seines Vaters bei seiner Nonna, mit der er sich kaum verständigen konnte. Erst als Student lernte er Italienisch, nur um festzustellen, dass auch das bei seiner dialektsprechenden Nonna nicht weiterhalf. Mit einem kleinen lokalen Wörterbuch klappte es. Jahrelang setzte er sich auf ein Ministühlchen in ihrem dunklen Haus und hörte ihr zu, der kleinen schwarz gekleideten Frau, die anders als die Männer der Familie das Dorf und seine Umgebung nie verlassen hatte. Die Gespräche und Beobachtungen dieser „Sitzungen“ zwischen Großmutter und Enkel, zwischen Analphabetin und Wissenschaftspublizist umspannen ein großes Panorama an Themen wie Familie, Arbeit, Armut, Geld, Körper, Glauben, Migration, Weltall. Dank der lebendigen Sprache und vieler kleiner Gesprächssituationen schafft der Autor eine ungeheure Präsenz dieser Frau des Südens, die er mit seinem Buch liebevoll-kritisch würdigt. (Stefanie Hetze) Leseprobe