Yasmina Reza: Glücklich die Glücklichen

Aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel, Hanser 2014, 176 S., € 17,90, Fischer TB  € 9,99

(Stand März 2021)

Pariser Bürgerliche. Keiner sticht heraus. Yasmina Rezas neuer Roman hat viele Protagonisten, die in einem Erzählreigen kurzer Episoden aufeinander treffen, auseinander gehen und immer wieder zusammen finden. Sie sind miteinander verwandt, sie sind befreundet, sie kennen sich nur vom Sehen oder über drei Ecken. Sie lieben und vertrauen einander, betrügen und langweilen sich trotzdem. Sie haben es geschafft, sind beruflich erfolgreich – und immer wieder einsam in all ihrer Verbundenheit. Vielleicht mag man den einen oder die andere lieber. Vertraut und bekannt kommt einem so manches vor – denn nichts Menschliches ist Reza fremd. Sehr genau schaut sie hin und jede noch so kleine Gefühlsregung leuchtet sie schonungslos aus. Das ist manchmal bitter, macht aber auch jede Menge Spaß – denn die kleinen und großen Dramen des Alltags werden mit Rezas erzählerischer Distanz und Ironie herrlich vorgeführt. (Jana Kühn)

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Joanna Bator: Wolkenfern

Aus dem Polnischen von Esther Kinsky, (Suhrkamp 2013) 499 S., Suhrkamp TB 2014, € 11,99
(Stand April 2021)

„Wolkenfern“, das ist für Dominika – schon bekannt aus Bators Roman „Sandberg“ – alles, was außerhalb von Pjaskowa Gora, dem Viertel des trist-provinziellen polnischen Bergbaustädtchen liegt, in dem sie aufgewachsen ist. Ein Sehnsuchtsort, je weiter weg, desto besser. Und so kehrt sie nach der Genesung von einem Autounfall auch nicht mit Ihrer Mutter nach Hause zurück, sondern bricht auf, von der „BeErDe“ nach New York und London und darüber hinaus. Verwoben mit Dominicas Schicksal sind die Geschichten vieler anderer Figuren, ein farbenreiches, schwindelerregendes, gekonnt fabuliertes Kabinett skurriler Persönlichkeiten und Geschehnisse, die bis in die Zeit deutscher Besatzung hineinreichen. Da begegnen uns liebenswerte, gastfreundliche „Teetanten“, ein verstörend abstoßender Frisör, ein Fotograf, der in seine Fotografien den Tod kommen sieht oder auch die großherzige Grazynka, die vielen Männern aus Mitleid ihre Liebe schenkt. Und durch alles zieht sich die Geschichte des Nachttopfs von Napoleon. Bator macht süchtig. Bitte mehr davon!! (Syme Sigmund)

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Olivia Manning: Abschied von der Unschuld

Aus dem Englischen von Susann Urban, Büchergilde 2013, 272 S., € 22,95

(Stand März 2021)

Jerusalem, 1945 kurz vorm Ende des Zweiten Weltkriegs der vierzehnjährige Felix kommt nach dem Tod seiner Mutter bei  einer weitentfernten bigotten Verwandten unter. Statt dem elternlosen Jungen Wärme und Halt zu geben, interessiert sich Miss Bohun rein für die pekuniären Aspekte seines Aufenthalts. Kalt und gierig nimmt sie auch ihre anderen  Pensionsgäste aus, allesamt Flüchtlinge und Versprengte, die versuchen, das was von ihrem Leben übriggeblieben ist,  beieinander zu halten. Dem Jungen bleibt als Halt nur eine Siamkatze. Dann zieht eine faszinierende junge Witwe ein, die Miss Bohun Paroli bietet und in die Felix sich verliebt.
Völlig unsentimental lotet Olivia Manning die feinen Nuancen  des Gefühlslebens eines Heranwachsenden in einer  Atmosphäre des komplett Provisorischen aus. Wahrlich eine Entdeckung aus lija Trojanows „Weltlese. Lesereisen ins Unbekannte“! (Stefanie Hetze)

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Regina Kehn: Das literarische Kaleidoskop

Fischer Verlag 2013, 224 S., € 16,99

(Stand März 2021)

kehn_kaleidoskop_danteperle_dante_connectionFünfzehn kurze Texte sehr unterschiedlicher Autoren – von Morgenstern über Charms bis Kunert und Krüss – fünfzehn kleine Fundstücke aus Poesie und Prosa wurden für diesen besonderen Band von Regina Kehn illustriert – vielmehr von ihren Illustrationen aus Wasserfarben, Fasermalern, Kreide oder Füller aufgenommen und in jeweils eingener Weise auch zeichen- und maltechnisch interpretiert. So entstand eine ganz eigene Mischung aus Kunst und Literatur, zum Lesen, Vorlesen und immer und immer wieder anschauen. (Syme Sigmund)

Leseprobe

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Donatella di Pietrantonio: Meine Mutter ist ein Fluss

Aus dem Italienischen von Maja Pflug, Kunstmann 2013, 200 S.
Die deutsche Ausgabe ist leider nicht mehr lieferbar.
(Mia madre è un fiume, Editore Elliot 2010, ca. € 19,50)
(Stand März 2021)

di-pietrantonio-meine-mutter-ist-ein-fluss_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergEine Mutter, die von ihrem Kind in all ihrer Liebe und Aufmerksamkeit schmerzhaft vermisst wurde, erkrankt an Demenz. Für die erwachsene Tochter birgt dies die Gefahr nun gänzlich zu verlieren, was ohnehin eine Leerstelle war. Also beginnt sie der kranken Mutter das eigene Leben zu erzählen, durchdringt dies mit Episoden aus der nun anstehenden Pflege der gealterten Frau. Sie erinnert sie an Familienzwistigkeiten, Feldarbeit und Feste, wird buchstäblich zu ihrem Gedächtnis. Donatella di Pietrantonio gelingt dabei nicht nur ein gänzlich unsentimentales, dennoch liebevolles Porträt der eigenen Mutter, sondern sie schildert auch ein hartes Leben in einem archaisch geprägten, bäuerlichen Italien in den Abruzzen. Die Autorin meistert eindringlich den Spagat zwischen der Sehnsucht nach einer zugewandten Mutter und dem Verständnis für deren schwierige Lebenssituationen. Ein sensibles und leises Buch, nicht nur, aber auch für Italieninteressierte! (Jana Kühn) Leseprobe

Lo voglio ordinare!

Elizabeth Taylor: Versteckspiel

Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell, Dörlemann 2013, 384 S., € 24,-. Momentan nicht lieferbar, wird aber nachgedruckt!

(Stand  April 2021)

elizabeth-taylor-versteckspiel_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergPerlen haben es in sich … In der englischen Provinz Ende der Zwanzigerjahre verliebt sich die unsichere achtzehnjährige  Harriet in den gleichaltrigen selbstbezogenen Vesey, der von einer Karriere als Schriftsteller träumt und als drittklassiger Schauspieler endet. Unter Mühen realisiert Harriet, dass sie nicht auf Vesey zählen kann und heiratet einen älteren, langweiligen Mittelschichtsmann, mit dem ein vorhersehbarer Ehealltag beginnt. Viele Jahre und eine Tochter später taucht Vesey wieder in Harriets provinziellem Leben auf und rüttelt wie ein starker Erdstoß mehr als an der gesättigten Oberfläche.
Der Rang Elizabeth Taylors (1912-1975), vom Dörlemann Verlag für den deutschsprachigen Raum entdeckt, wird in der brillanten Übersetzung Bettina Albarells mehr als offensichtlich – ein Meisterwerk englischer Erzählkunst. (Stefanie Hetze)

Zur Zeit nicht lieferbar, Neuauflage geplant.

Das merke ich vor!

Mittwoch 23.11.2016 um 20.15 Uhr

Margherita Giacobino „Familienbild mit dickem Kind” – „Ritratto di famiglia con bambina grassa“

giacobino-margheritaMargherita Giacobino, vor vielen Jahren bei uns zu Gast mit „Eine Amerikanerin in Paris“, stellt ihr persönlichstes Buch vor. Über ein Jahrhundert umfasst ihre von starken Frauenpersönlichkeiten geprägte Familiengeschichte. Es ist eine Geschichte von bitterer Armut und harter Arbeit, von Migration und Wanderarbeit, aber auch die des ökonomischen Wandels und veränderter Rollenbilder in Italien. Vor allem ist es aber eine wunderbare Hommage auf ihre Tanten, Großtanten, Großmütter, ihre Mutter. Italienisch-deutsche Lesung.

Karten 8 € / 6 €

Freitag, 18.11.2016 um 20.15 Uhr

„Der Mond und die Feuer“ – „La luna e i faló“ Ein Cesare-Pavese-Abend mit der Übersetzerin Maja Pflug

cesarepaveseVon Cesare Pavese, dem berühmten italienischen Autor und Spracherneuerer nach dem Faschismus, erscheint in neuer Übersetzung im Rotpunktverlag in der neuen „Edition Blau“ einer seiner besonders einfühlsamen Kurzromane über seine Heimat Piemont und ihre Bewohner. „Der Mond und die Feuer“ ist ein hochaktuelles Buch über das Weggehen und Rückkehren. Seine Übersetzerin Maja Pflug stellt es uns vor. Maja Pflug wurde 2011 mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Im Rahmen der Woche der unabhängigen Buchhandlungen.

Karten 8 € / 5 €

Montag, 7.11.2016 um 19 Uhr (!!)

Die Verlegerin Monika Osberghaus präsentiert ihren Klett Kinderbuchverlag

(c) Birgitta Kowsky
(c) Birgitta Kowsky

Besuch aus Leipzig! Wir freuen uns auf die Verlegerin eines unserer Lieblingskinderbuchverlage.

Klett Kinderbücher sind vielfältig, engagiert, frech, witzig und haben eher einen Hang zum Antipädagogischen. Genau richtig für Kinder auf dem Weg zu unabhängigen Leseratten.

Ein Abend für Erziehungsprofis und erwachsene Bilderbuchfans!

Eintritt frei. Reservierung erbeten.

klettkinderbuch

Lily Brett: Lola Bensky

Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Heinrich. Suhrkamp Verlag 2012, 302 S., € 19,95, Suhrkamp TB 2013, € 9,99

(Stand März 2021)

brett-lola-bensky_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergDas neue Alter Ego der Autorin ist Lola Bensky, eine dickliche junge Australierin, Tochter polnischer Auschwitzüberlebender, die per Zufall zur Musikjournalistin wird und die Rockgrößen der Sechziger interviewen darf. Um Mick Jagger, Janis Joplin, Jimi Hendrix und all die anderen zum Sprechen zu bringen, schafft sie einen intimen Raum, indem sie von sich, von den Ermordeten ihrer Familie, von ihren Gewichtsproblemen erzählt, was zu erstaunlichen Begegnungen mit den Stars führt.  Auf ihre unnachahmliche Art ist Lily Brett  ein berührender, zugleich äußerst unterhaltsamer Roman gelungen und nebenbei ein Dokument der Musikgeschichte. (Stefanie Hetze)

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