Marion Messina: Fehlstart

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz, Hanser Verlag 2020, 168 S., € 18,-, TB dtv 2022, € 11,-

(Stand Januar 2022)

Messina_Marion_Fehlstart_Danteperle_Dante_ConnectionAurélie und Alejandro begegnen sich in Grenoble. Sie ist Französin, er Kolumbianer, beide sind jung und auf der Suche nach Emanzipation von einer bedrückenden Gegenwart. Sie wünschen sich eine Zukunft voller Freiheit und Erfüllung, stattdessen werden sie sich mit einer harten, trennenden Realität auseinandersetzen müssen. In der Hauptstadt Paris wird schnell klar, dass es fast unmöglich ist, sich solche Träume zu erfüllen, in einer Gesellschaft, in der mehrere Studienabschlüsse einen dazu qualifizieren, lange bei niedriger Entlohnung zu arbeiten und in schrecklichen  Zimmern zu hausen.
In diesem schmalen, wütenden Buch ist der Frust einer ganzen Generation enthalten. Bitter und zügig erzählt Marion Messina von Liebe und Zusammenbruch, Illusionen und Niederlagen, Fortschritten und Ausnutzung. Es ist ein hartes, düsteres, unerbittliches Buch, das kein Entkommen zulässt. Die Figuren sind alle gedrückt und gedemütigt durch einen sozialen Kontext, in dem keine Lebensfülle möglich scheint. Ein „Fehlstart“ ist immerhin ein Anfang, der sich zu besseren Zuständen entwickeln kann. Der Kampf geht weiter. (Giulia Silvestri) Leseprobe

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Shirley Hazzard: Transit der Venus

Aus dem Englischen von Yasemin Dinçer. Ullstein Verlag 2017, 560 S., € 26,-, TB 2022, € 16,99

(Stand September 2022)

Hazzard_Shirley_Transit_der_Venus_Dante_Conection_Buchhandlung_DanteperleEin Buch, das es in sich hat. Auf den ersten Blick ist der Plot, die Geschichte zweier Schwestern und Waisen, die nach dem 2. Weltkrieg aus Australien kommend in England ihr Glück machen wollen und auf verschiedene Männer treffen, alles andere als außergewöhnlich. Auch das Coverfoto der deutschen Erstübersetzung (!!) führt wie vieles an diesem Roman scheinbar auf die falsche Fährte. Natürlich werden die Liebes- und Ehegeschichten von Caro und Grace und die ihrer depressiv-aggressiven älteren Halbschwester Dora in einem großen Panorama über Jahrzehnte erzählt. Doch interessiert die Autorin eher das, was nicht gelebt werden kann, was sich hinter der Oberfläche verbirgt: „Bei Einbruch der Nacht würden die Schlagzeilen Verwüstung vermelden.“ Mit ihrem ersten Satz fasst Shirley Hazzard ihren atemberaubenden Roman im Grunde zusammen. Inspiriert von der titelgebenden, seltenen planetaren Konstellation erzeugt sie mit großer Kunst immer wieder neue Spannungsfelder zwischen ihren Figuren Sie rücken uns in ihren Widersprüchen und Gegensätzen sehr nah. Dazu kommt die glasklare Sprache mit ihren klugen Bildern und Anspielungen, die aus „Transit der Venus“ ein Meisterinnenwerk macht. In vielen Ländern längst ein moderner Klassiker, läßt er sich nun auch endlich hier entdecken und genießen. (Stefanie Hetze) Leseprobe

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Guy de Maupassant: Stark wie der Tod

Mit Illustrationen von Jim Avignon, übersetzt von Caroline Vollmann, Edition Büchergilde 2013, 296 S., € 24,95

(Stand März 2021)

stark_wie_der_tod_danteperle_dante_connectionWer unsere Plauderstunde mit dem Berliner Pop-Art-Künstler Jim Avignon zur 16. Langen Buchnacht in der Oranienstraße verpasst hat, dem sei hier nun noch einmal ganz offiziell dieser Klassiker der französischen Gesellschaftsliteratur aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert wärmstens ans Herz gelegt – zum Selberlesen oder auch als wunderschönes Geschenk. In all den Genrebeschreibungen Guy de Maupassants der damaligen Pariser Noblesse, Salon- und Künstlerwelt ist dieser Roman nämlich vor allem eine zeitlos anmutende, gänzlich unmoralistische Geschichte über die Liebe, das Alter und das Reifen wie Altern der Liebe im endlosen Prozess des Infragestellens der eigenen Person und des Anderen. Maupassant überrascht mit seinen wertfreien Beobachtungen, die das sensible Porträt und Psychogramm einer sich immer dramatischer zuspitzenden ménage à trois zwischen der Gräfin Any de Guilleroy, ihrem geheimen Geliebten, dem Maler Olivier Bertin, und Anys Tochter Anette bilden. Mit den famosen Illustrationen von Jim Avignon erhält der Text darüberhinaus eine komplett neue und obendrein beglückende Ebene, welche die Zeitlosigkeit des Textes wunderbar hervorhebt. (Jana Kühn) Leseprobe

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