Michela Murgia: Murmelbrüder. Eine Geschichte aus Sardinien

Aus dem Italienischen von Julika Brandestini. (Wagenbach Verlag 2014), 112 S., Wagenbach TB € 9,90
(L’Incontro, Einaudi 2014, ca. € 14,-)
(Stand März 2021)

Das Einzelkind Maurizio verbringt jeden Sommer in einem sardischen Provinzstädtchen bei den Großeltern. Angefüllt sind diese schier unendlichen Monate von phantasievollen, teils gewagten Spielen mit den beiden Freunden Franco und Giulio, von Geschichten und Ritualen der Erwachsenen. Prägend für Maurizio ist ein großes Zugehörigkeitsgefühl, das nur von gelegentlichen Beeinträchtigungen wie Touristen und dem Schweigen der Alten bei Familiendramen gestört wird. Dann aber passiert es, der Bischof beschließt, eine neue Kirchengemeinde zu gründen, die den Ort spaltet und alle scheinbar intakten Beziehungen komplett in Frage stellt. Mit dem Ritual der Osterprozession L’incontro, sardisch S’incontru, wird der Konflikt auf die Spitze getrieben. Es gibt doch nur eine Piazza und eine Musikkapelle! Michela Murgia, die hier autobiographische Erfahrungen verdichtet, läßt ihre drei zerstrittenen Jungs eine großartige Lösung finden. (Stefanie Hetze)

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Andrea Bajani: Erkennst du mich

Aus dem Italienischen von Pieke Biermann, dtv 2014
Die deutsche Ausgabe ist leider nicht mehr lieferbar.
(Mi riconosci, Feltrinelli 2018, ca. € 12,50)
(Stand März 2021)

bajani-erkennst-du-mich_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergWas bleibt von einer Freundschaft, wenn der eine Freund verstirbt? Was verharrt an den Orten, in den Büchern, im flüchtigen Element der Erinnerung von der Einzigartigkeit des anderen und von der einzigartigen Verbindung? In „Erkennst du mich“ (dtv; “Mi riconosci“, Feltrinelli 2013) spürt Andrea Bajani seiner Freundschaft zu Antonio Tabucchi nach, der 2012 verstorben ist. Er umkreist die Eigenheiten, die liebenswerten und auch die schwierigen Seiten des Freundes, er erinnert sich an den Anfang ihrer Freundschaft und an die letzten gemeinsamen Momente. Schreibend kehrt Bajani an Orte zurück, an denen sie Zeit miteinander verbracht haben – im Geburtshaus Tabucchis in der Toskana, in Paris, in Portugal. Der Schriftstellerfreund nimmt auch in den Motiven und im Stil des Buches Gestalt an: Fast scheint es, Tabucchi, selbst ein Autor der Erinnerung, verschmelze hier mit seinen eigenen Romanen, wie etwa dem tagträumerischen „Lissaboner Requiem“, indem er die wichtigen Toten in seinem Leben wiedergetroffen und im Schreiben eine letzte Unterhaltung geführt hatte. Andrea Bajani hat ein sehr persönliches, zartes, traurig-heiteres und auf seine Weise mutiges Buch geschrieben, das auch der Frage nachgeht, inwiefern man dem anderen gerecht wurde oder gerecht werden kann. (Judith Krieg) Leseprobe

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Donatella di Pietrantonio: Meine Mutter ist ein Fluss

Aus dem Italienischen von Maja Pflug, Kunstmann 2013, 200 S.
Die deutsche Ausgabe ist leider nicht mehr lieferbar.
(Mia madre è un fiume, Editore Elliot 2010, ca. € 19,50)
(Stand März 2021)

di-pietrantonio-meine-mutter-ist-ein-fluss_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergEine Mutter, die von ihrem Kind in all ihrer Liebe und Aufmerksamkeit schmerzhaft vermisst wurde, erkrankt an Demenz. Für die erwachsene Tochter birgt dies die Gefahr nun gänzlich zu verlieren, was ohnehin eine Leerstelle war. Also beginnt sie der kranken Mutter das eigene Leben zu erzählen, durchdringt dies mit Episoden aus der nun anstehenden Pflege der gealterten Frau. Sie erinnert sie an Familienzwistigkeiten, Feldarbeit und Feste, wird buchstäblich zu ihrem Gedächtnis. Donatella di Pietrantonio gelingt dabei nicht nur ein gänzlich unsentimentales, dennoch liebevolles Porträt der eigenen Mutter, sondern sie schildert auch ein hartes Leben in einem archaisch geprägten, bäuerlichen Italien in den Abruzzen. Die Autorin meistert eindringlich den Spagat zwischen der Sehnsucht nach einer zugewandten Mutter und dem Verständnis für deren schwierige Lebenssituationen. Ein sensibles und leises Buch, nicht nur, aber auch für Italieninteressierte! (Jana Kühn) Leseprobe

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