Molly Antopol: Die Unamerikanischen

Erzählungen. Aus dem Amerikanischen von Patricia Klobusiczky. Hanser 2015, 320 S., € 19,90

(Stand März 2021)

Antopol_24771_MR1.inddSie leben in New York oder in Los Angeles, in Tel Aviv, Jerusalem oder Osteuropa. Man sieht es ihnen nicht an, doch die “unamerikanischen”  Figuren dieser während des zweiten Weltkriegs, in den fünfziger Jahren oder auch in heutiger Zeit spielenden Erzählungen sind beherrscht von ihrer Vergangenheit. Sie können ihre jüdischen Wurzeln nicht abschütteln, die in Weißrussland oder der Ukraine liegen.  Es sind Menschen, die nirgends wirklich heimisch sind und deren Leben mehr vom Schicksal als selbstbestimmt wirken. Dabei herrscht eine melancholische Grundstimmung vor, die Antopol versteht nicht ins Kitschige abgleiten zu lassen. Das – im ursprünglichen Wortsinn – anrührende Debut einer jungen Autorin, welche die Kunst beherrscht, mit wenigen Worten viel zu erzählen. Hoffentlich bald mehr davon. (Syme Sigmund) Leseprobe

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Andrzej Stasiuk: Hinter der Blechwand

Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Suhrkamp 2014, 349 S., Suhrkamp TB 2012 € 10,-

(Stand März 2021)

stasiuk-hinter-der-blechwand_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergWenn ein Roman uns in die östlichen Randzonen Europas führt, dann ist dies mit großer Wahrscheinlichkeit Andrzej Stasiuks Werk, des großen Kenners dieser uns so nahen und doch so fremden Gegend. Der Ich-Erzähler Pawel lebt in einer der vielen “sterbenden Städte”, aus denen fortzieht, wer es sich leisten kann. Er lebt – selbst am Abgrund des Daseins balancierend – von den Resten der Zivilisation, die sich im Zuge der auch hier um sich greifenden Globalisierung immer mehr auflöst. Zusammen mit Wladek und einem klapperigen LKW verkauft er westliche Second-Hand-Kleidung in den Dörfern und Städten, die noch ärmer, noch heruntergekommener und noch grauer sind als seine Heimatstadt. Stasiuk führt uns ein in die Welt der Lebenskünstler und Verlierer, der Schwarzhändler und Zigeuner. Als die beiden mit Menschenschmugglern in Konflikt geraten, entwickelt sich die Geschichte zu einem spannenden Roadmovie, von dem Pawel, ein Protagonist mit Herz und letzten Idealen, mitgerissen wird. Eine harte Geschichte voller Menschlichkeit, die einen bis zur letzten Seite nicht los lässt, die noch lange nachwirkt. (Syme Sigmund)

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Terézia Mora: Der einzige Mann auf dem Kontinent

btb TB 2011, 379 S.,  € 9,99
(Stand März 2021)

 

Der einzige Mann auf dem Kontinent von Terezia Mora

Der Roman erzählt eine Woche im Leben von Darius Kopp, einem dicklichen Mittvierziger, Anzugträger und einzigem Vertreter einer US-amerikanischen Firma für drahtlose Kommunikation, der seine Tage mit ziellosem Surfen im Internet verbringt. Dieser stammt aus der DDR, war als Informatiker nach deren Zusammenbruch ein gefragter Mann und ist ein liebevoller wenn auch bis an die Geduldsgrenze langsamer, unordentlicher und fauler Ehemann. In letzter Zeit laufen die Geschäfte nur mehr schlecht als recht. Eines Tages lässt ein säumiger Kunde eine Pappschachtel mit Geld in seinem Büro abgeben. In der Folge versucht Darius Kopp vergeblich, einen seiner Chefs in London oder Los Angeles zu erreichen, um zu beraten, was mit dem Geld geschehen soll, doch es scheint, als gebe es die Firma überhaupt nicht mehr…
Dynamisch und rasant ist dieser neue Roman der sprachkräftigen Autorin, mit  höchst amüsant verstecktem Spott und dennoch voller Verständnis für die naive Menschlichkeit des Protagonisten.
Kopp ist ein “Held unserer Zeit”, bis über den Kopf verstrickt in seine alltäglichen kleinen Sorgen und dabei ein ahnungsloser Spielball der globalisierten Wirtschaft. (Syme Sigmund)

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